bad homburg
Jetzt schaut man auf Banzer
Von Bernhard Biener


In Bad Homburg herrschen besondere Verhältnisse. Ein grüner Oberbürgermeister in Hessen und noch dazu in einer CDU-Hochburg ist zwar eine Premiere, aber dass die politischen Uhren in der Kurstadt anders gehen, war auch schon zuvor eine Binsenweisheit. Keiner Kommune im Kreis geht es finanziell so gut, und in keiner wird so erbittert gestritten. Die Hoffnung ist begrenzt, dass dies mit einem Oberbürgermeister Korwisi, der sich mit einer andersfarbigen Mehrheit aus CDU und FDP arrangieren muss, anders werden könnte. Auch wenn die Gelassenheit der Sieger und eine neue Nachdenklichkeit auf der anderen Seite die Chance auf ein besseres Miteinander eröffnen.



Die Bedingungen in Bad Homburg werfen die Frage auf, wieweit das Ergebnis über die Stadt hinaus Bedeutung hat. Vergleichsweise spät, erst wenige Tage vor der Stichwahl, hatte der CDU-Kreisvorsitzende Jürgen Banzer in den Wahlkampf eingegriffen. Seine Warnung, die bürgerliche Mehrheit in Bad Homburg stehe auf dem Spiel, fällt jetzt zwar auf ihn zurück. Doch angesichts des zurückhaltenden Auftritts kann man kaum von einer persönlichen Niederlage des hessischen Sozialministers sprechen. Die früheren Kapriolen wie die gescheiterten Bürgermeisterwahlen haben zudem gezeigt, dass selbst er nur begrenzten Einfluss auf die Bad Homburger Union hat.

Beim Blick auf den gern als "schwarz" titulierten Hochtaunuskreis fällt auf, dass sich die CDU trotz ihrer Mehrheit in den Parlamenten bei den Bürgermeistern schwertut. In Kronberg ging die Wahl verloren, der Königsteiner CDU-Bürgermeister gewann gegen die eigene Partei, in Friedrichsdorf hat der ebenfalls grüne Bürgermeister vor kurzem ein Rekordergebnis eingefahren. Die nächsten Bewährungsproben stehen am 7. Juni bevor. In Oberursel will Banzers Frau den Amtsinhaber der SPD ablösen, und in Steinbach ist sein persönlicher Referent einer von sechs Kandidaten.

Je nach Ergebnis werden die Bad Homburger Verhältnisse dem Kreisvorsitzenden als Erklärung nicht mehr ausreichen.


Text: F.A.Z., 12.05.2009, Nr. 109 / Seite 45